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Libertäre Rundschau

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Norbert Lennartz:

Der Begriff Staat

Über die Entzauberung eines heiligen Begriffes

Der Begriff StaatStaat ist keine physische Sache, sondern eine Bezeichnung für eine bestimmte Gesellschaftsstruktur, deren Maxime ist, dass ein herrschendes Ganzes verschiedener Kräfte, welche die Kontrolle über die Gewalt erlangt haben, privilegiert ist, die »Geschicke« der Gesellschaftsregeln zu bestimmen.

Das kann nicht einer allein, auch ein König nicht, sondern jeder Staat verfügt über verschiedene Stäbe und Klassen an ausführenden Kräften.

Der größte Teil der Bevölkerung bildet sich ein, dass der Begriff »Staat«, also die damit bestimmte Ordnung, einen bestimmten Sinn ergibt – etwa so wie Zahlen einen Sinn machen, um damit Mathematik zu betreiben – oder wie Mathematik dazu eingesetzt wird, um physikalische Wirkungen zu berechnen.

Doch während zum Beispiel die Mathematik eine Ordnung ist, die bereits als Ordnung der Dinge feststeht und von bedachten Menschen nur entdeckt und verwertet werden kann, also mehr als eine bedeutungslose Idee ist, ist das Metaphysische am Staat nicht zwangsläufig deckungsgleich mit der Idee »Staat«, die ein Mensch haben kann – ein Mensch, der davon so viel versteht wie von einer Religion oder einem Mittel der Moral, Erziehung oder Kultur.

Eine bloße Idee muss nicht stimmen. Sie kann auch ein Märchen oder ein Irrtum sein. Märchen und Irrtum existieren zwar als Ideen, aber sie sind auch nur als Ideen relevant. In ihnen ist nur das Metaphysische eines Märchens oder eines Irrtums. Sie beziehen sich auf keine weitere feststehende Ordnung – es sei denn, Märchen und Irrtum haben weitere Folgen (zum Beispiel als Religion) oder Ursachen (eine Störung) für unser Schaffen oder sind sonst wie prozessual darin eingebunden (wie unterhaltende Kunst) – aber auch dann beziehen sie sich auf nicht mehr als auf das damit Implizierte. Obwohl Märchen und Irrtum beliebig sind, ist die Aussagekraft von Märchen und Irrtum oder von Religion und Kunst in sich begrenzt, nämlich auf den Umfang unseres Handelns darin. So liegt es auf der Hand, dass wir uns unsere Fehler eingestehen oder unsere Märchen wieder zur Seite legen.

Tun wir das nicht, kann sich aus den Ideen etwas anderes entwickeln. Das muss nicht gleich unangenehm für uns selber werden (selbst im Gegenteil), aber es enthält nicht das Metaphysische, das wir glauben darin erkannt zu haben.

Soweit wir das Metaphysische tatsächlich erkannt haben oder wenigstens die Wirkung oder eine wissenschaftliche Theorie, die einer logischen Prüfung standhält, bleiben uns unsere Ideen unbenommen.

Bei einer Religion wissen wir, dass sie keiner logischen Prüfung standhält und dass sie keine wissenschaftliche Theorie darstellen kann.

Das ist soweit kein Problem wie die Religion nur das tatsächlich Metaphysische, das Seelenheil bedienen soll. Aber wenn für den Begriff gewaltsam Anerkennung verlangt wird, um moralische Regeln und materielle Forderungen durchzusetzen, dann wird aus dem Begriff eine höchst gefährliche Ideologie, die manchmal sogar weltumspannend werden kann – und damit sind wir beim Begriff »Staat«.

Denn was ist das für ein Begriff? Es lässt sich leicht prüfen, dass er einer Art Religion nahesteht, für deren moralische Regeln man tatsächlich Anerkennung abverlangt. Die »Wahrheit« wird nicht für wahr, aber für quasi »heilig« gehalten, als Kult verehrt und zelebriert. Dieses »Heilige« lässt sich leicht verspotten, indem man den Glauben logisch widerlegt und den Handelnden ihre eigenen Widersprüche vor Augen führt. Es ist geradezu notwendig folgerichtig, dass sich die Gläubigen tief gekränkt fühlen und abweisend aggressiv reagieren. Solange man sich aus dem Weg gegen kann, bleiben die Schäden meist harmlos und sind eng begrenzbar.

Beim Staat hingegen steht den Staatsgläubigen ein wirksames Gewaltmonopol als Mittel der Durchsetzung ihres Glaubens beiseite. Und dieses Mittel ist bequem, weil es die Verantwortlichen für die Gewalt abgeschafft hat und sich jeder Gläubige durch den anderen Gläubigen gezwungen fühlen darf, an die Staatsreligion glauben zu müssen und alle Schuld den Ungläubigen und Morallosen in die Schuhe schieben können.

Der Begriff »Staat« lässt sich also bereits mit einfachen Mitteln der Epistemologie entzaubern. Das Metaphysische des Staates ist nicht mehr als organisierte Kriminalität. Und der Glaube an einen Staat ist nichts weiter als eine verhängnisvolle Doktrin.

 


Norbert Lennartz ist Autor des Buches »Praxeologie für Ordnung und Sezession«; Holzinger Verlag, ISBN-13: 978-3926396754, 12,00 Euro

 
Erstellt am 09.07.2014, alle Rechte beim Verfasser.  
 

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